Über 40 000 Schüler besuchen die öffentlichen und privaten Schulen, die nach den Lehrplänen des Bildungsministeriums funktionieren. Dazu gehören:
- 40 öffentliche Sekundarschulen;
- fünf private Sekundarschulen;
- eine nationale Schule für Erwachsene;
- zwei nationale Zentren für berufliche Weiterbildung (CNFPC – Centre national de formation professionnelle continue);
- ein soziopädagogisches Zentrum (CSEE – Centre socio-éducatif de l’État);
- ein logopädisches Zentrum (Centre de logopédie).
Durch ein breit gefächertes schulisches Angebot möchte man der Vielfalt der Schüler und ihrer Bedürfnisse gerecht werden.
Öffentliches Schulangebot
40 öffentliche Sekundarschulen und fünf private Sekundarschulen arbeiten nach dem offiziellen Programm des Ministeriums in puncto Inhalte, Evaluierung, Stundenplan usw. Die digitale Plattform www.mengschoul.lu und die Broschüre Was tun nach dem 4. Zyklus der Grundschule? enthalten die Details zum Angebot jeder Schule.
Auch wenn sie das offizielle Programm des Ministeriums umsetzt, kann jede Sekundarschule im Rahmen ihrer Autonomie einen pädagogischen Ansatz, eigene Klassen oder spezifische Maßnahmen anbieten, um dem Bedarf und den Erwartungen ihrer Schüler gerecht zu werden.
Klassischer Sekundarunterricht (ESC)
Ziel des klassischen Sekundarunterrichts (Enseignement secondaire classique, abgekürzt ESC) ist die Vermittlung allgemeiner Kenntnisse in den Bereichen der Humanwissenschaften, der Literatur, der Mathematik und der Naturwissenschaften. Der ESC bereitet auf ein Hochschul- oder Universitätsstudium vor und schließt mit einem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife ab (diplôme de fin d’études secondaires classiques).
Der klassische Sekundarunterricht ist aufgeteilt in:
- die Klassen der Unterstufe (7e, 6e, 5e);
- die Klassen der Oberstufe (4e bis 1re).
In der 7e-Klasse ist die Unterrichtssprache für alle Fächer Deutsch, mit Ausnahme der Fächer Mathematik und Französisch, die auf Französisch unterrichtet werden.
In der 6e-Klasse entscheiden sich die Schüler für Englisch, Latein oder Chinesisch (letztere Sprache wird nur am Athénée de Luxembourg angeboten). Schüler, die sich in der 6e-Klasse für Latein oder Chinesisch entscheiden, beginnen erst ein Jahr später in der 5e-Klasse, Englisch zu lernen.
Die 4e-Klasse stellt ein Übergangsjahr dar. Hier geht es einerseits darum, die in den unteren Klassen erworbenen Sprachkenntnisse zu festigen und andererseits, die Schüler zu einem Fachgebiet hin zu orientieren.
Am Ende der 4e entscheiden sich die Schüler für eines der folgenden Fachgebiete:
- Fachgebiet A: Sprachen
- Fachgebiet B: Mathematik – Informatik
- Fachgebiet C: Naturwissenschaften – Mathematik
- Fachgebiet D: Wirtschaftswissenschaften – Mathematik
- Fachgebiet E: Bildende Kunst
- Fachgebiet F: Musik
- Fachgebiet G: Human- und Sozialwissenschaften
- Fachgebiet I: Informatik – Kommunikation
- Fachgebiet N: Entrepreneurship, Finanzen und Marketing
- Fachgebiet P: Kognitions- und Humanwissenschaften
- Fachgebiet R: Politik und nachhaltige Entwicklung
Alle Fachgebiete bieten eine gemeinsame Grundausbildung, die durch Wahlkurse und Spezialisierungsfächer ergänzt wird. Die Wahlkurse können von Schule zu Schule unterschiedlich sein. Einen wichtigen Platz in den Stundenplänen nehmen die für jedes Fachgebiet charakteristischen Spezialisierungsfächer ein.
Am Ende der 1re-Klasse legt der Schüler sein Abitur (diplôme de fin d’études secondaires classiques) ab. Dieses ermöglicht den Zugang zu Hochschul- und Universitätsstudien.
Allgemeiner Sekundarunterricht
Ziel des allgemeinen Sekundarunterrichts ist die Vermittlung allgemeiner Kenntnisse in Bereichen wie Sprachen, Geistes- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften. Der allgemeine Sekundarunterricht bereitet auf ein Hochschul- oder Universitätsstudium, den Brevet de technicien oder den Brevet de maîtrise vor.
Der allgemeine Sekundarunterricht ist aufgeteilt in:
- die Klassen der Unterstufe (7e, 6e, 5e) in der Orientierungsstufe oder berufsvorbereitenden Stufe;
- die Klassen der Oberstufe (4e bis 1re).
Der Unterricht in der berufsvorbereitenden Stufe ist modular aufgebaut, sodass jeder Schüler seinen Lernrhythmus selbst bestimmen kann.
Je nach Versetzungsbeschluss können die Schüler nach Abschluss der berufsvorbereitenden 5e ihre schulische Laufbahn fortsetzen mit:
- einer beruflichen Grund- oder Erstausbildung
- einer Adaptationsklasse 5AD (5e d’adaptation)
- einer Berufseinführungsklasse (classe d’initiation professionnelle)
Je nach Versetzungsbeschluss können die Schüler nach Abschluss der 5e générale d’orientation (oder 5e générale d’adaptation) ihre schulische Laufbahn fortsetzen mit einer beruflichen Erstausbildung oder einer der folgenden fünf Fachrichtungen:
- Fachrichtung Verwaltungs- und Handelswesen
- Fachrichtung Gesundheits- und Sozialberufe
- Fachrichtung Allgemeine Technik
- Fachrichtung Kunst
- Fachrichtung Hotelwesen und Touristik
Jede Fachrichtung kann verschiedene Fachgebiete umfassen.
In jeder Fachrichtung muss sich der Schüler am Ende der 1re einer Abschlussprüfung unterziehen zur Erlangung des Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife.
Vier Sekundarschulen bieten Ausbildungen in ganz bestimmten Bereichen an:
- die École d'hôtellerie et de tourisme du Luxembourg
- das Lycée technique agricole
- das Lycée technique pour professions éducatives et sociales
- und das Lycée technique pour professions de santé
Der europäische Sekundarunterricht
Mehrere internationale öffentliche Schulen wenden die Programme der Europäischen Schulen an. Jeder Schüler kann sich hier kostenlos einschreiben. Diese Schulen bieten einen europäischen Sekundarunterricht (sieben Jahre) in einer französisch-, englisch- und deutschsprachigen Fachrichtung an und schließen mit dem Europäischen Abitur ab. Die Schulen sind:
- die École internationale Differdange et Esch-sur-Alzette (EIDE)
- die École internationale de Junglinster (LLJ)
- die École internationale Edward Steichen Clervaux (LESC)
- die École internationale de Mondorf-les-Bains (EIMLB)
- die École internationale Mersch Anne Beffort (EIMAB)
- die École internationale Gaston Thorn (EIGT)
Fachgebieten mit den anderen Muttersprachen der EU-Mitgliedstaaten werden in Europäischen Schulen angeboten, die nicht zum öffentlichen Bildungssystem gehören.
Internationaler englischsprachiger Lehrplan (Cambridge)
Die International School Michel Lucius (LML) bietet englischsprachige Klassen an, die zu folgenden britischen Abschlüssen führen:
- International General Certificate of Secondary Education (IGCSE)
- Advanced Subsidiary level (AS-levels)
- Advanced level (A-levels)
Internationaler Sekundarunterricht
Der internationale Sekundarunterricht dauert sieben Jahre. Die beiden letzten Jahre entsprechen der 1re und 2e des Programms des Internationalen Abiturs.
Folgende Schulen bieten das Internationale Abitur an:
- das Lycée technique du Centre (BI in Französisch)
- das Lycée Mathias Adam (BI in Französisch)
- das Lycée technique d’Ettelbruck (BI in Französisch)
- das Athénée de Luxembourg (BI in Englisch)
Es handelt sich hier um eine Ausbildung, die in über 5 600 Schulen in 160 Ländern weltweit angeboten wird und deren Abitur vom luxemburgischen Gesetz als Äquivalent zum Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife anerkannt ist (siehe auch die Rubrik Einschulung ausländischer Schüler).
Sekundarunterricht nach deutsch-luxemburgischem Lehrplan
Das Deutsch-luxemburgische Schengen-Lyzeum bietet ein binationales, grenzüberschreitendes Angebot, das Elemente der luxemburgischen und des deutschen Bildungssystems kombiniert. Der deutsch-luxemburgische Lehrplan schließt mit der allgemeinen Hochschulreife und dem luxemburgischen Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife ab.
Spezifische Sprachenangebote
Einige Sekundarschulen bieten Kurse zur Verbesserung der Sprachkentnisse an. Diese Kurse richten sich an Schüler, die:
- sich in einer anderen Sprache als Deutsch wohler fühlen;
- noch nicht über ausreichende Kenntnisse in einer der Schulsprachen (Französisch, Deutsch) verfügen;
- ein sprachliches Profil haben, das sich von dem unterscheidet, was am Ende der Grundschule erwartet wird;
- einen Aufnahmekurs besuchen;
- im Laufe des Schuljahres in Zyklus 4 der Grundschule nach Luxemburg gekommen sind;
- in Luxemburg neu angekommen sind.
Deutsch als Fremdsprache (ALLET): Diese Klassen werden für Schüler der Unterstufe (7e bis 5e) angeboten, die über sehr gute Kenntnisse in Französisch und Mathematik verfügen, jedoch Schwächen in Deutsch aufweisen. Deutsch wird in diesen Klassen gezielt gefördert.
Förderprogramm Französisch „Français PLUS“: Diese Klassen wenden sich an Schüler, die über ein gutes allgemeines schulisches Niveau verfügen, aber Schwächen in Französisch aufweisen. In der Unterstufe (7e, 6e und 5e) besuchen diese Schüler zusätzlich zum normalen Französischunterricht Kurse zur Unterstützung in dieser Sprache.
Klassen mit Französisch als Unterrichtssprache (LVF): In diesen Klassen werden alle Fächer in Französisch unterrichtet. Deutsch folgt dem Programm der regulären Klassen. Dieses Angebot richtet sich an Schüler, die die luxemburgische Grundschule besucht haben, aber lieber einen Unterricht in französischer Sprache besuchen.
Aufnahmeklassen und Eingliederungsklassen: Diese Klassen wenden sich an Schüler zwischen zwölf und fünfzehn Jahren, die neu zugezogen sind und nicht über die notwendigen Kenntnisse in den Landessprachen verfügen, um eine Regelklasse zu besuchen. Die Schüler besuchen Intensivkurse in Französisch und/oder Deutsch und Einführungskurse für Luxemburgisch (siehe auch Einschulung ausländischer Schüler).
Klassen mit gesonderter Sprachregelung: Diese Klassen der Oberstufe des Sekundarunterrichts wenden sich an Schüler, die sehr gute Französischkenntnisse haben, aber nicht über ausreichende Kenntnisse in Deutsch verfügen.
Weitere Informationen finden Sie in der Rubrik Einschulung ausländischer Schüler.
Alternative Strukturen
Diese Strukturen des öffentlichen klassischen und allgemeinen Sekundarunterrichts verfügen über einen besonderen Status im Hinblick auf innovative pädagogische Methoden, bieten aber dieselben Programme an und schließen mit denselben Abschlüssen ab wie die traditionellen Sekundarschulen.
- das Lycée Ermesinde, Ganztagsschule,
- das Schengen-Lycée oder „Deutsch-luxemburgisches Schengen-Lyzeum“, binationale, grenzüberschreitende Einrichtung in Perl, Deutschland,
- das Sportlycée für Schüler, die Hochleistungssport betreiben,
- die École nationale pour adultes für Jugendliche und junge Erwachsene, die die Schule ohne anerkannten Abschluss verlassen oder keine Lehrstelle gefunden haben, aber die Bedingungen für eine Berufsausbildung erfüllen.
Zweiter Bildungsweg
Der zweite Bildungsweg (2e voie de qualification) gehört zur Erwachsenenbildung und der Berufsausbildung. Er wendet sich an die Personen, die ihre Erstausbildung nicht beendet haben und gerne eine Grundausbildung machen bzw. einen Abschluss mit einem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife oder einem Berufsbefähigungszertifikat hätten. Im klassischen Sekundarunterricht werden Fernkurse auf dem Portal eCampus angeboten.
Privatschulen
Fünf Privatschulen, die vom Staat bezuschusst werden, unterrichten nach dem offiziellen Lehrplan:
- École privée Marie-Consolatrice (EPMC)
- École privée Sainte-Anne (EPSA)
- École privée Fieldgen (EPF)
- Lycée privé Emile Metz (LPEM)
- École privée Notre-Dame (Sainte-Sophie, EPND)
Fünf in einem geringeren Maße vom Staat bezuschusste Privatschulen wenden andere Lehrpläne an:
- Fräi-ëffentlech-Waldorfschoul Lëtzebuerg
- St. George’s International School
- International School of Luxembourg (ISL)
- Lycée français du Luxembourg (Vauban)
- Over the rainbow International School
Die Europäischen Schulen (EE) nehmen in der Hauptsache Kinder von EU-Beamten auf und unterrichten sie in ihrer Muttersprache. Diese Ausbildung schließt mit dem Europäischen Abitur ab. Kinder, deren Eltern bei anderen zwischenstaatlichen Organisationen oder Privatbetrieben arbeiten, die einen besonderen Vertrag mit diesen Schulen abgeschlossen haben, können ebenfalls aufgenommen werden. Sind dann noch Plätze frei, können auch andere Kinder aufgenommen werden, gegen Entrichtung der Schulgebühren.